SHZ – Meeresbericht SH: Nord- und Ostsee geht es beiden äußerst schlecht

Das Kieler Umweltministerium und Naturschützer verlangen nach dem neuen Meereszustandsbericht und „dramatischen“ Entwicklungen nach besseren Schutz für Nordsee und Ostsee – was jetzt helfen könnte.

Zuviel Nährstoffeintrag, Müll, Schadstoffe und Unterwasserlärm: Der Zustand der deutschen Küstenmeere ist schlecht. Hinzu kommen physikalische Belastungen des Meeresbodens durch Bautätigkeit, Kiesabbau, den Ausbau von Offshore-Windparks oder die grundberührende Fischerei.

Das ist das einhellige Fazit des Kieler Umweltministeriums und von Naturschutzverbänden über den am Montag von Bund und Küstenländern veröffentlichten Zustandsbericht für Nord- und Ostsee. Eingriffe, Schadstoffe und Emissionen belasteten See, Fische, Schweinswale und Küstenvögel, heißt es.

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Kommentar von Carlo Jolly, Journalist der SHZ

Zustandsbericht Nord- und Ostsee: Zweifel an der Freiwilligkeit

Die Kritiker verbindlicher Schutzmaßnahmen müssen zeigen, dass Küsten- und Meeresschutz auch mit freiwilligen Maßnahmen funktionieren – und zwar schnell.

Wer am Wochenende über den Strand von Eckernförde flaniert ist, konnte sich am Spülsaum ein Bild davon machen, wie ernst der Zustand unserer Küstengewässer in Teilen ist. Ein paar Stunden Sturm haben ausgereicht, um mit extrem sauerstoffarmem Wasser zahllose Schollen tot an den Ostseestrand zu spülen. So fragil ist der Zustand von Nord- und Ostsee geworden, dass ein kleiner Wetterumschwung die Ostsee und ihre Lebewesen aus dem Gleichgewicht bringt.

Berufsfischerei, Freizeitsport, Kiesabbau, Nährstoffeintrag aus der Landwirtschaft oder die Gründungen von Offshore-Windparks: Es ist auch die Summe der Belastungen, die unseren Meeren zunehmend zu schaffen macht – und ihren Bewohnern, deren Rückzugsräume immer kleiner werden.

Nachdem der Umweltminister an der Ostsee mit seinem Nationalpark-Projekt praktisch gescheitert ist, sind nun seine Kritiker in der Pflicht: Sie müssen zeigen, dass Küsten- und Meeresschutz auch mit freiwilligen Maßnahmen funktionieren – und zwar schnell. Bislang spricht dafür allerdings wenig.

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Kommentar der Redaktion

Herr Jolly weist zu Recht darauf hin, dass dies ein dramatisches Vorkommen ist. Das Verenden der vielen Lebewesen aufgrund des sturmbedingten Aufwühlens des sauerstoffarmen Wassers kann schlimmer kaum sein. Dennoch: dieses Phänomen und seine Symptome lassen sich bereits seit dem 19. Jahrhundert beobachten (durch Humboldt aufgezeichnet), wie eine Studie im ScienceDirekt Magazin darstellt. Nun hat man den Zeitraum von 2002 bis 2022 näher betrachtet und kartiert. Mitnichten ist dies also ein völlig neues Phänomen, auch wenn es zur aktuellen Stimmung passen möge.

Vorheriger SHZ Bericht vom 13.10.2023 zum Upwelling in der Eckernförder Bucht