Liebe Grüne auf der Sonneninsel Fehmarn, und liebe Frau Backsen, Ihr habt am letzten Freitag zu einer offenen Diskussionsrunde zum Thema National Park Ostsee mit Filmvorführung und mit der Landtagsabgeordneten Silke Backsen eingeladen. Einer Einladung, der ich als Wassersportler und 1. Vorsitzender des Surf und Skiclubs Hanse e.V. sehr gern nach gekommen bin.
Das Licht wurde gedimmt, die Filmvorführung begann, dramatische s-w-Bilder, Bilder von „Kriegsdienstverweigerern“ (O-Ton S.Backsen), Dünnsäure-Verklappung und Ölbohrplattformen in der Mittelplatte, Bilder von Björn Engholm und Uwe Barschel – und dann – endlich – farbige Bilder von zufrieden dreinblickenden Hallig-Bewohnern, die den Nationalpark Wattenmeer als den schönsten Ort der Welt beschreiben. Eine 45-Minuten-Reportage über den Nationalpark Wattenmeer aus der NDR Mediathek. Interessant wurde der Werdegang dargestellt, auch der Widerstand aus der Bevölkerung, der sich damals regte. Heute aber leben alle in einer zufriedenen Büllerbü-Welt und freuen sich des Lebens.
(Quelle https://www.youtube.com/watch?v=jA00cqUZzrY&t=50s)
Was sollte uns dieser Film sagen? Vielleicht: Wir Grünen wissen schon, was für euch gut ist. Und wenn der Nationalpark Ostsee erstmal beschlossen ist, dann wird alles gut, und die Probleme lösen sich in Luft auf? Vielleicht: Ihr werdet es schon sehen, vertraut uns… (wie die Schlange Kaa im Dschungelbuch). Aber was hat das bitte mit dem Thema des Abends zu tun?
Als uns dann Falko und Silke wieder geweckt haben, erwartete ich natürlich von S. Backsen eine Erklärung über den Zusammenhang unseres Themenabends mit diesem „Schmuddelfilm“ über das 1972 noch verdreckte Wattenmeer. Und was kam? Nichts. Keine Erklärung, keine Erläuterung, kein Sinnzusammenhang ..
Frage an die Grünen: Vergleicht Ihr wirklich die Ostsee 2023 mit dem verdreckten Wattenmeer von 1972? Wollt Ihr wirklich die wirtschaftliche Situation von 1972 an der Nordseeküste mit der aktuellen Situation auf Fehmarn vergleichen? Sind das Eure Gründe, einen Nationalpark zu fordern? Umweltschutz ist richtig und wichtig, aber wollt Ihr wirklich den Naturschützern auf der Insel (immerhin stehen 7 % der Insel Fläche unter strengem Naturschutz) so in der Rücken fallen?
Warum wohl haben diese Gruppen auf der Versammlung Bedenken angemeldet? Sie fürchten mehr Bürokratie und weniger pragmatischen Umweltschutz rund um die Insel. Behördliche Verzögerungen können wir uns bei dem „jämmerlichen Zustand“ ( O-Ton Tobias Goldschmidt) der Ostsee nicht leisten. Da muss schnell was passieren!
Diese Naturschutz-Gruppen schützen die Insel seit Jahrzehnten. Sie nutzen erfolgreich die bereits bestehenden Naturschutz-Beschlüsse. Und da kommt Ihr jetzt und wollt ein komplett neues Projekt aus dem Boden stampfen? Wollt Ihr allen Ernstes jedes Jahr Millionen für eine Nationalparkbehörde ausgeben? Millionen, die besser dem unmittelbaren Ostseeschutz zugutekommen? Warum benennt niemand von Euch konkret den wahrhaftigen, touristischen Vorteil für die Insel, den Mehrwert, der durch einen NPO entsteht?
Wer solche Behauptungen aufstellt, muss auch Daten, Zahlen, Fakten liefern. Einfach nur eine Behauptung aufstellen, ohne die finanziellen Belege zu benennen, ist höchst unglaubwürdig. Und was erwartet Ihr von der Bevölkerung nach der Präsentation des Umweltministeriums in Kiel, von Tobias Goldschmidt, vom Veröffentlichen der Potenzial-Kulisse, von den ewig gleichen schwachen Argumenten?
Ich habe 12 öffentliche Veranstaltungen mit den Beteiligten aus Kiel besucht und war auf dem Workshop. Alle Veranstaltungen waren eher enttäuschend, weil nicht zielführend und nicht effektiv. Mal wurde ein zeitlich begrenztes Befahrensverbot für Surfer und Kiter in den Gebieten, wo Rastvögel ( im Wesentlichen ging es um die Eisenten die vor uns Kitern geschützt werden müssen) veröffentlicht, mal hieß es „Befahrensverbot von Oktober bis März“, dann „von November bis Februar“, dann mal wieder von „Ende Oktober bis Anfang April“. Jede Veranstaltung nannte einen anderen Zeitraum, obwohl noch nichts feststeht und über alles offen geredet werden soll.
Wo bleibt da die angebliche Ergebnisoffenheit?
Wenn jetzt schon Spotlisten in Kiel vorliegen, die zur Zeit mit Rastgebieten der Vögel abgeglichen werden, (Aussage Frau Backsen am Freitag auf Fehmarn) möchte ich wissen: welche Experten bearbeiten diese Listen, welche Spot-Spezialisten werden als Berater aus den Surfsport-Vereinen dazugeholt? Und warum existieren im Verkehrsministerium Berlin jetzt schon Listen (ich verweise hier auf Quellenschutz, daher kein Nachweis), die Surf-Spotverbote ausweisen, wenn alles angeblich ergebnisoffen ist?
Ihr habt viel von der Eutrophierung (Nährstoffeintrag) in die Ostsee gesprochen, und Ihr sagt, „das Land Schleswig Holstein behielte die Oberhand über dieses Problem“. Wie passt dann die Aussage von Frau Backsen im Interview mit dem Ocean Summit, in dem sie sagt: ……“Die Stellschrauben, was Landwirtschaft und Fischerei anbelangt, werden in der EU gestellt. Da können wir im Landtag nicht so viel machen. In Brüssel werden die ausschlaggebenden Entscheidungen der Bereiche getroffen…“ Wie passt diese Aussage zu der Aussage: “Mit einem Nationalpark kann das alles viel besser geregelt werden.“?
Ich stelle mich ganz klar zu der Aussage, dass jeder einen Beitrag zur Gesundung der Ostsee leisten muss und dass auch wir Surfsportler verzichten und uns teilweise einschränken sollten, – aber nur da, wo es nachweislich Sinn macht.
Ich unterstütze hingegen kein teures Prestige-Objekt „Nationalpark Ostsee“, das nur wie der NABU Landesvorsitzende a.D. Hermann Schultz in diesem Artikel so schön darstellte nur ein Etikettenschwindel ist?
https://nationalpark-ostsee.de/2023/07/26/nabu-nationalpark-ostsee-ein-etikettenschwindel/
Ich reiche Euch gern die Hand zur weiteren faktenbasierter Diskussion und bin bereit, viel Zeit und Leidenschaft in den effektiven und sinnvollen Schutz der Ostsee zu investieren. Denn das wird ein jahrzehntelanges Mega-Projekt.
Anbei noch mal ein paar wirklich sinnvolle Links, die Ihr beim nächsten Mal im Cafe Liebevoll zeigen solltet.
https://www.youtube.com/watch?v=NV9VXdi-bUA
https://www.youtube.com/watch?v=PD00Z6Yqxy0
https://www.youtube.com/watch?v=-NAeTd8ETPs
https://www.youtube.com/watch?v=l0rLmh51EW4
https://www.youtube.com/watch?v=l0rLmh51EW4&list=PLMJjvZqoYSrDd0G793YAWAqkQNuZXuyin&index=4
Lutz Gehrke, 1. Vorsitzender des Surf und Skiclubs Hanse e.V.