von Stefan Thimm, veröffentlicht am 13.07.2023
Das gestrige Ergebnis der Offshore-Windausschreibung sendet ein eindeutiges Signal und bietet großartige Chancen für die Wertschöpfungskette, schreibt BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm im Standpunkt. Für das erhoffte Wirtschaftswunder brauche es aber weitere, industriepolitische Weichenstellungen.
Heute hat die Bundesnetzagentur die Ergebnisse des dynamischen Gebotsverfahrens für vier Offshore-Wind-Flächen in der deutschen Nord- und Ostsee mit insgesamt 7 Gigawatt zu installierender Leistung bekanntgegeben. Die Gewinner BP und Total Energies sind nicht nur bereit, Offshore-Windenergieanlagen in großem Stil ohne Förderung zu errichten, sondern bezahlen dafür die stolze Summe von 12,6 Milliarden Euro.
Ich freue mich heute über diese großartige Entwicklung – auch wenn diese Summe in Zukunft besser gedeckelt werden sollte. Das heutige Signal ist jedoch eindeutig: Die Branche ist stark und festen Willens, Offshore-Windparks in Deutschland zu errichten und zu einer tragenden Säule der Energiewende zu machen. Und klassische Öl- und Gasproduzenten finden auch in Deutschland den Weg in die Offshore-Wind-Technologie. Das ist begrüßenswert, da die Energiewende als Ganzes von einer höheren Akteursvielfalt profitiert.
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Nicht zuletzt sehen die Auktionsregeln vor, dass zehn Prozent der Gebotssumme, also 1,26 Milliarden Euro, je zur Hälfte in den Artenschutz und die Förderung einer umweltschonenden Fischerei fließen. Hier gilt es ebenfalls, die Voraussetzungen zu schaffen, damit diese von Offshore-Windpark-Entwicklern bereitgestellten Mittel sinnvoll eingesetzt werden können, um die Vereinbarkeit des Offshore-Wind-Ausbaus mit dem Schutz der Biodiversität und dem Miteinander mit anderen Nutzergruppen der Meere sicherzustellen. Hier bieten wir allen Beteiligten unsere Zusammenarbeit an – gute Ideen sind gefragt! Und passende Meeresflächen, um Naturschutzprojekte umzusetzen. Hier kann der von Schleswig-Holstein angeregte Nationalpark in der Ostsee erste neue Möglichkeiten bieten.
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Kommentar der Redaktion
Die Windkraftbetreiber stehen massiv unter Druck. Einerseits sollen sie die grüne Energiewende unterstützen, andererseits keinen negativen Impact in der Umwelt erzeugen. Wie kann das gelingen? Durch Ausgleichsflächen. Sieht man die östlichen Offshoregebiete als mögliche Einrichtungszonen für Windparks, so fragt man sich, woher Ausgleichsgebiete nehmen? Da kommt die Diskussion um einen Nationalpark gerade recht. Rechtlich gesehen kann man sich einbringen. Ob es eine Wirkung hat oder andere Stakeholder negativ beeinflussen kann, wird nicht als primär wichtig betrachtet. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass sich die Betreiber der Offshorewindparks für einen Nationalpark aussprechen. Das Problem wird einfach verschoben…