SZ – Programm zur Erforschung des Dorsch-Schwundes vorgestellt

Lübeck (dpa/lno) – In einer groß angelegten Studie sollen Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen die Rolle des Kormorans beim Rückgang der Dorschbestände in der westlichen Ostsee erforschen. „Wir unterstützen die Wissenschaft in ihrem Bemühen, weitere Ursachen dieser besorgniserregenden Entwicklung aufzuklären“, sagte Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) bei der Vorstellung des Projektes am Montag in Lübeck. Finanziert wird die Studie vom Landwirtschaftsministerium, das dafür insgesamt 758.000 Euro zur Verfügung stellt.

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two birds sitting on a rock near the ocean
Foto von Mariya Popovich auf Unsplash

Kommentar der Redaktion

Endlich wird die „Kormoran-Problematik“ auch politisch durch das Landwirtschaftsministerium in SH unterstützt. Wer an der Küste ist, sieht sie eigentlich überall. Die dunklen Silhouetten, die mit ausgebreiteten Flügeln zuhauf auf Molen, Sandbänken und in Naturschutzarealen sitzen. Natürliche Feinde? Fehlanzeige. Zudem stehen sie unter besonderem Schutz und dürfen nicht bejagt werden. Wie hält man eine unkontrollierte Vermehrung in Schach?

Laut NABU 2014 benötigt ein Kormoran täglich rund 330-350g Fisch. Bei 100 Vögeln wären das rund 35kg pro Tag, etwa eine Tonne Fisch pro Monat. Bei einer andere Studie von 2019 schwankte es zwischen 455 und 790g. Im Extremfall wäre es also das Doppelte mit rund 2 Tonnen pro Monat – 24 Tonnen Fisch im Jahr bei nur 100 Vögeln.

Seit langem gibt es die Fehde zwischen Naturschützern und Fischern, die sich gegenseitig mit Argumenten überziehen, warum der Kormoran nun schlimm ist oder nicht. Hoffen wir, dass mit der vierjährigen internationalen intensiven Betrachtung Licht ins Dunkel gebracht werden kann. In der Zwischenzeit wird sich die Population jedenfalls weiterhin ungestört vergrößern.

Auch wenn das niemand hören will: Ab welcher Populationsgröße ist geschützten Arten eigentlich der Schutzstatus abzuerkennen? Gerade, wenn die natürlichen Feinde nicht in der Lage sind, in derselben Menge zu wachsen?