Meinung – Typischer Fall von Beweislastumkehr

Natur- und Meeresschutz liegen mir schon immer am Herzen, dies sollte allerdings sinnvoll, zielgerichtet, zweckmäßig und im Einklang mit den Interessen der Menschen geschehen !

Was ich bis jetzt auf Veranstaltungen gehört und im Internet lesen konnte, kommt mir als Planungsansatz NPO (Nationalpark Ostsee) eher willkürlich vor, eine wissenschaftliche Evidenz als Grundlage für einen NPO ist mir bis heute nicht bekannt.

Die CDU geführte Landesregierung wird nicht müde zu erzählen: Der Zusstand der Ostsee sei schlecht, sie müsse dringend besser geschützt werden, das ist für mich sogar nachvollziehbar. Nährstoffeintrag, Vermüllung, 100derte von Tonnen Munitionsaltlasten, km lange abgerissene herrenlose Totnetze, jahrzehntelange Wunden im Ostseeboden durch Tunnelgrabungen u.s.w., sind nur einige der großen Probleme.

Mir ist allerdings nicht klar, wie ein „deutscher“ Nationalpark diesen schädlichen Einfluss maßgeblich reduzieren soll. Ansonsten hätte man doch von Seiten der Landesregierung diese Zielsetzung benannt, es wären zielgerichtete Debatten über die Sinnhaftigkeit möglich gewesen. Zielsetzungen sind sehr gut, nur so kann man auch messen was erreicht wurde oder auch nicht ! Wir sprechen ja fälschlicherweise oft über die ganze Ostsee und nicht über die deutsche Ostsee, denn nur darauf haben wir Einfuss. Laut der benannten Potenzialkulisse des MEKUN umfasst der deutsche Anteil der Ostsee lediglich 0,39 % der gesamten Wasserfläche der Ostsee !

Der Kern eines NPO sind die null Nutzungs-Betretungs-Zonen ! Sowie ein Nationalpark Gesetz ist müssen Gebiete festgelegt werden, die sich in einem dynamischen Prozess, ohne von Menschen beeinflusst zu werden, in einem natürlichen Zustand entwickeln können. So steht es im § 24 des Bundesnaturschutzgesetzes. Diese null Nutzung/Betretungszonen sollen bei Gesetzeröffnung mit einer niederschwellige Prozentzahl der Gebietskulisse abgebildet sein. Im Niedersächsischen Wattenmeer hat es auch im niederschwelligen Prozentbereich begonnen, jetzt sind es 68,5 %. Im Hamburgerischen Wattenmeer sind es mittlerweile sogar 91,5 %. Ich habe mich gefragt, wer legt das denn überhaupt fest ? Nach meinen Recherchen ist es so,  nachdem ein Nationalpark gesetzlich verankert wurde und eine Nationalparkverwaltung installiert ist, kann eben diese Nationalparkverwaltung die null-Nutzuns/Betretungszonen eigenständig per Verwaltungsakt erweitern. Ich kann mir jetzt schon lebhaft vorstellen wer in einer evtl. Nationalparkverwaltung das Sagen hat !

Das ein deutscher NPO zum Schutz der ganzen Ostsee notwendig ist ist für mich zunächst erst mal nur eine Behauptung der CDU geführten Landesregierung. Diese Behauptung wird weder von Fakten noch von wissenschaftlichen Studien untermauert. Verwunderlich finde ich schon das jeder der anderer Meinung ist jetzt auf einmal mit Fakten beweisen soll, dass die aus dem Nichts entstandene Erzählung der Landesregierung falsch wäre. Das ist für mich ein typischer Fall von Beweislastumkehr und hinterlässt bei mir nur noch ein verneinendes Kopfschütteln !

Ich würde sehr gerne klare Zielsetzungen von der schwarz/grünen Landesregierung hören, z.B. bis 2030 die Munitionsaltlasten zu entsorgen oder die belasteten Einleitungen 75 % zu reduzieren u.s.w. Das wäre für mich der richtige Weg der auch sicherlich großflächigen Zuspruch in der Bevölkerung finden würde. Die Landesregierung vermittelt ja den Eindruck das wir bösen deutschen Einwohner von Schleswig Holstein und unsere Gäste die Ostsee krank machen und das stimmt so einfach nicht, hier kann und wird nur eine überregionale Lösung, aller Anrainer der Ostsee, helfen die Probleme der ganzen Ostsee in den Griff zu bekommen !

Die bloße Empörung der Landesregierung über den Zustand der Ostsee und somit die 0,39 % der deutschen Wasserfläche der Ostsee reicht nicht aus.

Ich erhoffe mir das es kein Politikum bleibt, sondern das mit allen Anrainern der Ostsse eine einvernehmliche Vorgehensweise erarbeitet wird.

Somit wäre der ganzen als auch der deutschen Ostsee geholfen und das wünschen wir uns doch alle !

PS: Es wird ja immer wieder gesagt, an der Nordsee geht es ja auch ! Für mich ist ein grundlegender Unterschied: An der Nordsee ist seit dem Erlass vom 27. April vom Bundesverkehrsministerium für den Nationalpark Wattenmeer z.B. das Kiten und Wingsurfen grundsärzlich VERBOTEN !

An der Ostsee ist das Kiten und Wingsurfen noch grundsätzlich ERLAUBT !

Ich habe mit vielen Wassersportlern gesprochen, fast einheitlich kam die Aussage: An der Nordsee macht unsere Sportart keinen Spaß mehr, daher sind wir nach Fehmarn abgewandert. Das ist auch sicherlich ein Grund dafür, warum der Eindruck ensteht, dass es auf unseren Wasserflächen auf einmal so voll ist !

Jörg Josef Wohlmann