Wingpassion Podcast – Seegras am Foil

In Folge 28 des Wingfoil Podcast geht es um Seegras. Wir haben uns den Meeresbiologen Philipp Schubert eingeladen. Philipp ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, besser bekannt als GEOMAR in Kiel, leidenschaftlicher Foiler und Experte für Seegras. Wo kommt das Seegras her? Wo geht es hin? Und warum ist es auf einmal wieder da? Natürlich besprechen wir auch mit Philipp über das aktuelle Geschehen. Wie war es beim Foil Jam in der Eckernförder Bucht? Warum macht Gordon das downwinden aktuell nicht so viel Spaß? Wo hat der Finnen-Sport seine Vorteile? Außerdem fassen wir das heiße Thema Nationalpark Ostsee an. Philipp erklärt die Hintergründe und was alles in der Kommunikation schief gelaufen ist.

Moderator: “Nationalpark Ostsee, das große Streitthema, auch in der Wassersportszene. Würde mich mal interessieren, hätte das was gebracht? Also jetzt ist es mutmaßlich, weil wir eine CDU-Regierung haben und so.

Philipp Schubert: Ich finde es gut, dass du das ansprichst. Und ich finde es auch geil, hier zu sprechen. Ich habe auch letztes Jahr, vor zwei Jahren war das ja schon, 2023 war ja die große Diskussion, politische Diskussion und auch der Konsultationsprozess zum Nationalpark Ostsee.”

Von Wingpassion – Der Wingfoil Podcast: Seegras am Foil, 7. Apr. 2025
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Das Thema Nationalpark Ostsee wird ab 1:12:53 besprochen.

Philipp Schubert: „“Und eines der Argumente, das Hauptargument der Gegner, war ja, dass mit diesem Nationalpark und mit Befahrensverboten beispielsweise, die immer wieder heiß diskutiert wurden, die echten Probleme der Ostsee gar nicht angegangen werden. Also ein Argument war zum Beispiel, was soll das, dass man Segeln oder Kaitlern oder Wingfoilern verbietet, irgendwo in so ein Gebiet zu fahren, wo wir doch überhaupt nichts Schlimmes machen, sondern im Gegenteil, wir lieben die Ostsee, wir wollen sie sauber halten und das wurde auch immer wieder gesagt von den Wassersportlern und der Fischer darf da sein Netz durchziehen und die Kreuzfahrtschiffe dürfen da durchballern mit ihren Schweröl ausstoßen und Munition darf dort verbracht werden und darf dort vergammeln und die Flüsse tragen weiterhin und die Bauern tragen weiterhin ihre Nährstoffe ein. Und das stimmt auch.

Und zwar, das habe ich auch erst gelernt in diesem ganzen Prozess, das wusste ich vorher nicht als Kieler, als geborener Kieler hier und Meeresbiologe, wusste ich nicht, dass die Kieler Bucht das wichtigste Rastgebiet für viele Tauchenden ist, die im Winter hier herkommen. Also Eisenten, Schellenten, Trauerenten, Eiderenten, diese ganzen tauchenden Enten, die sind hier auf die Kieler Bucht angewiesen, auf Ruheräume hier in der Kieler Bucht. Und die sollten sie auch kriegen, weil sie brauchen vor allen Dingen Riffe zum Beispiel und Muschelbänke, weil die essen hauptsächlich Muscheln und tauchen nach denen.

Und die müssen sich ausruhen an der Oberfläche, weil die tauchen lange, suchen ihre Muscheln, da müssen sie sich an der Oberfläche ausruhen. Und wenn wir dann da durchschießen als Wingfoiler oder sogar noch schlimmer, Kite, weil einfach der Kite hat eine höhere Scheuchwirkung für die, da denken sie, das sind Raubvögel, also da scheucht die noch weiter weg aus größerer Entfernung. Und dann fliegen die auf und dann haben sie die Energie, die sie gerade durch ihren Tauchgang bekommen haben, durch die paar Muscheln, wieder verbraucht.

Und die brauchen sie aber auch um den langen Rückweg, wieder in die Sibirische Tundra oder in der Spitzbergen und so weiter Nord-Norwegen zu schaffen. Und das sollte tatsächlich unser Anliegen sein, dann auch als Wassersportler sich da zu erkundigen. Seit ich das weiß, fahre ich nicht mehr in die Gebiete rein, wo Trops von Enten sind und versuche da wirklich nicht mehr so weit offshore zu sein.

Und das ist jetzt noch enthalten in dem neuen, es gibt jetzt ja dann Noturschutzgebiete, die sind kleiner als der Prognostiz oder angebotene, hier vorgeschlagenen Nationalpark, die sind kleiner, aber trotzdem jetzt, sag ich mal, immer noch was ordentliches, wenn das da zu einem echten Schutz kommt. Und da ist es dann auch so, dass eine Befahrensregelung für Wassersportler und auch für Boote und so vor allen Dingen in der Zeit zwischen November und März ist. Und das ist dann eine Zeit, in der dort das Kiten oder der Wassersport teils eingeschränkt wird.”

Moderator: „Ich finde das in Ordnung.“

Philipp Schubert: „Genau, die meisten Leute sind November bis März sowieso nicht unterwegs. Das sind ja nicht alle so bekloppt wie wir, die auch im Winter hier hart vor der Weise sind.

Moderator: „Wenn wir da mal rausgehen, dann kann man ja dahin fahren, wo es keinen stört.“

PS: „Siehst du, und das schränkt doch niemanden so hart ein. Ich habe tatsächlich ein Telefonat mit jemandem geführt, der dann einer der Organisatoren war von diesem, wie hieß es noch, Pro Ostsee oder so, Verband da. Und der hat gesagt, ich sehe das nicht ein, auch nur eindeutig zurückzugehen, wenn die Fischer nicht zurückgehen.

Und das ist schon mal die völlig falsche Einstellung. Jeder muss sehen, wo er was machen kann. Wir sollten nicht sagen, mit dem Finger immer auf andere zeigen, wenn die Fischer da noch durchziehen, dann gehe ich hier immer noch surfen.

Sondern jeder muss in seinem Bereich sehen, was er machen kann. Und wir als Wassersportler, wir können zum Beispiel zu dem Schutz von rastenden Tauchenden beitragen, indem wir im Winter deren Gebiete meiden. Zum Beispiel nicht so weit offshore fahren.

Denn die sind gern offshore. Die sind gar nicht an Land vorne.”

Moderator: “Wo sind so Gebiete?“

PS: „Ja, da gibt es dann eben Karten. Die werden dann hoffentlich damit veröffentlicht. Aber ich meine, am Ende ist es ja sowieso so, dass wir jetzt nur Befahrensregelungen haben in den vorgeschlagenen Naturschutzgebieten.

Das ist zum Beispiel die Geltinger Bucht, bis an die Schleimündung fast. Zum Beispiel ist das die ganze westliche Seite von Fehmarn. Da wird es zu Einschränkungen kommen.

Ja, aber im Winter und nur in bestimmten Bereichen. Zum Beispiel in so einem Uferbereich ist davon ausgenommen. Was dann am Ende wirklich für Befahrensregelungen kommt, das ist noch gar nicht ausgemacht.“

Moderator: „Aber eigentlich ist das denn ja, wenn man das jetzt so merkt oder weiß, war die ganze Aufregung ja komplett umsonst. Es war eine Aufregung.“

PS: „Ja, weil eben die falsche Kommunikation stattgefunden hat. Und dann diese Fake News tatsächlich. Wirklich echte Fake News.

Also, es passiert nicht nur in den USA, sondern es passiert auch hier, dass Leute, die behaupten, die Yacht hat einen Artikel gebracht. Ich war so wütend danach, weil die wirklich da geschrieben haben, hier, das wird der neue Nationalpark. Und es stimmte einfach nicht.

Das war gelogen. Und das bringt die Leute auf. Und dann sagen sie, ja, naja

M: „Durch Ankerlieger“.

PS: „Ja, also, ihr seht, das ist ein langes Thema.“

M: „Aber ich finde das auch mal gut, dass das, wir haben, ich sag mal so, wir sind ja immer rumgeschlichen, dieses Thema, weil wir da auch mal irgendwie ein bisschen neutral sein wollten und so weiter. Aber ich finde es gut, dass wir das jetzt mal irgendwie…

Und wir wurden da auch nicht so genau wussten, ne?

Ja, genau, das kommt auch noch dazu, ne?

Die Nachrichten, ne? Das ist ja diesen Nationalpark in der Nordsee gehabt, ne? Wo dann eben der Prozess irgendwie mit Versprechungen und so weiter auch an die Wassersportler…

Die Gebiete, die ausgehandelt waren, als Weiterhin Kite- und sonstige Gebiete kamen dann doch nicht. Und das war, glaube ich, auch angstschürend und unterstützend.

Ja, das wurde daher als Beispiel kommuniziert.

So Dinge versprochen wurden, die dann aber nicht gehalten wurden.“

M: “Ja, um sowas dann mal klar auszusprechen, hilft ja auch schon. Also ich meine, mein erster Gedanke war damals auch, naja, hier, also die Kreuzfahrer werden bestimmt nicht weniger werden, die da die Kieler Bucht rein und raus, in den Donnern, ne?

PS: „Nein, die Kieler Einfahrt war auch von Anfang an von jedem Nationalpark Gedanken ausgenommen.

M: „Das habe ich mir damals auch gedacht, das war immer ganz entspannt.

Aber klar fragt man sich dann ja, wieso muss ich jetzt hier als Wingfoiler, als harmloser Wassersportler, der nichts kaputt macht, im Gegenteil, dann im Zweifel noch den Müll von den anderen mitnimmt, wenn er nach Hause fährt und so.“

PS: Ja, verstehe ich total.

M: Und plötzlich kommt jetzt ein Nationalpark und ich darf nicht mehr surfen, wo ich vorher…

Wobei ich das aber auch, ich sage mal so, wenn man sagt hier, na wie heißt das da, bei Wendorf, ist da auch so ein Bottsand, genau. Das ist ja nun mal auch so ein Naturschutzgebiet, wo du sagst, ja okay, da muss ich dann ja auch nicht unbedingt irgendwie kiten oder Wassersport machen, du sagst ja, okay, der eine Strand, alles klar, habe ich verstanden, so what?”

“Das ist ja nicht ergeben da.

Genau, aber…

So sah mal zu meiner Kindheit die ganze Küste aus, bis nach Todendorf.

Ja. Und wir haben eben schon so viel verändert. Das ist ein gutes Beispiel, die Probsteil.

Also der Bordsand ist ein winzigstes Sperrgebiet, also Naturschutzgebiet. Und da zeigt sich das eigentlich alles. Dieses Gebiet, da ist 200 Meter von der Küste und das Ganze ist vielleicht 500 Meter breit oder so.

Das ist gesperrt fürs zum Betreten. Warum? Weil da gibt es Bodenbrüter.

Wenn da ein Strandgänger ist und Leute mit ihren Hunden spazieren oder ein Surfer dadurch tapert, dann tritt er die Eier kaputt. Die liegen so am Strand, also die Strandbrüter, die gibt es so fast gar nicht mehr in Schleswig-Holstein, weil wo gibt es denn Strände, die gesperrt sind? Praktisch überhaupt nicht.

Das sind vier, fünf Strände in ganz Schleswig-Holstein, die gesperrt sind und das sind die letzten Rückzugsgebiete für diese wichtigen Bodenbrüterarten.

Vor allen Dingen sieht man ja auch meistens, wenn die Strände dann gesperrt sind, wird es ja auch immer erfolgreich ignoriert.

Ja, dann latschen die trotzdem durch.”

“So wie Potsan zum Beispiel oder auch die Geldinger Birk oder so, da gibt es gut gemanagte Naturschutzgebiete, die auch wirklich einen Einfluss haben. Und ich kann mit meinen Daten konnte ich zeigen, dass Naturschutzgebiete tatsächlich einen Einfluss haben auf die Seegrasbestände. Also in Seegras, in Naturschutzgebieten sind die Seegrasbestände gesünder, breiter, größer, dichter und einfach zum Beispiel als in der Geldinger Bucht ein großer Verlust mal stattgefunden hat, ein großes Absterben von Seegraswiesen vor ein paar Jahren, da ist das nicht passiert in der Geldinger Birke im Naturschutzgebiet, nur außerhalb.

Und ja, diese Dinge bringen mich dazu, zu sagen, dass Naturschutzgebiete wirklich helfen und wir brauchen welche, die auch einen Meeresanteil haben und das haben wir eigentlich zurzeit praktisch nicht. Und noch dazu sind alle Naturschutzgebiete, die wir zurzeit in Deutschland haben, oder sagen wir mal in der deutschen Ostseeküste, sind komplett Paperparks. Das heißt, sie sind auf dem Papier Naturschutzgebiete, aber sie haben keine echte Schutzwirkung.

Beispielsweise Bodsandt, Fischer dürfen dort ihre Netze stellen. Sie dürfen dort fischen in diesem Naturschutzgebiet. Ich darf als Zapper dort nicht durchpaddeln, aber er darf dort fischen.”

“Und klar, da dreh ich natürlich auch durch. Aber erstens nicht auf andere nur zeigen, sondern selber auch sagen, okay, ich halte mich aber dran. Weil es hat bestimmt einen Grund.

Irgendein schlauer Kopf hat sich jemanden den Kopf gemacht und gesagt, fahr hier nicht rein mit dem Sub. Und dann mache ich das auch nicht. Aber ich will natürlich trotzdem, dass dann auch die Fischer da nicht rein dürfen.

Und jetzt in diesen neuen Naturschutzgebieten wird die Fischerei komplett ausgeschlossen. Bodenberührende und nicht bodenberührende Fischerei, also Stellnetze und Schleppnetzfischerei, wird komplett in diesen Naturschutzgebieten zum ersten Mal in Deutschland ausgeschlossen. Das Einzige, was noch erlaubt sein wird, auch angeln übrigens vom Boden aus, verboten.

Das Einzige, was nicht erlaubt sein wird, äh, was nicht verboten ist, Shrimp, ist Strandangeln. Das Strandangeln wollen sie weiterhin erlauben, weil das irgendwie ein wichtiger Tourismuszweig in Schleswig-Holstein ist, wegen Melforello ist. Aber brauchen wir jetzt nicht so viel zu zitieren.”

“Da muss es doch an den Schwellen sein, das wäre dann auch die Frage, oder?

Aber doch, die Strandangler, da hat man auch immer witzige Erlebnisse mit. Die müsste ich auch immer genau dahinstellen, wo man als Wassersportler ist.

Genau vorne an der Welle.

Und du denkst, alter, guck mal, links und rechts, hunderte von Meter. Und du denkst, was willst du von mir? Ich war vor dir hier.

Ja, da gibt es auch immer Konflikte.

Nein, ich habe deine Sehne nicht gesehen.

Nee, die ist durchsichtig. Kann ich nicht so gut sehen.

Das tut mir fürchtelich leid jetzt.”

[…]

Von Wingpassion – Der Wingfoil Podcast: Seegras am Foil, 7. Apr. 2025
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