Am Sütel Strand im Kreis Ostholstein sorgt derzeit die Rekonstruktion eines beliebten Küstenwander- und Radwegs für Kontroversen. Der Weg, der 2023 bei einer Jahrhundert-Sturmflut stark beschädigt wurde, konnte bisher nicht instandgesetzt werden. Grund hierfür ist der Schutzstatus eines als Biotop eingestuften Gebiets, das ursprünglich künstlich aufgeschüttet wurde und von invasiven Kartoffelrosen (Rosa rugosa) bewachsen ist.
Bewachsen von invasiver Kartoffelrose, trotzdem Klassifizierung als Biotop
Die invasive Kartoffelrose, ursprünglich aus Ostasien stammend, verdrängt nachweislich heimische Pflanzenarten und gilt als problematisch für die Küstenerosion. Dennoch verhindert die bestehende Einstufung als geschütztes Biotop bislang eine zügige Wiederherstellung des Weges. Bewohner und Touristen müssen derzeit gefährliche Umleitungen über stark frequentierte Landstraßen nutzen, was insbesondere für Familien mit Kindern oder ältere Menschen eine unnötige Belastung darstellt.
Dabei zeigt sich gerade hier die Komplexität im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und der praktischen Lebensrealität der Menschen. Einerseits soll die Natur geschützt und erhalten werden, andererseits entsteht jedoch eine schwer nachvollziehbare Situation, in der eine invasive Pflanzenart zum Hindernis für Sicherheit und Tourismus wird.
Gemeinde unterstützt Wiederherstellung, Petition beim Landtag eingereicht
Viele Anwohner sowie Vertreter der lokalen Wirtschaft haben inzwischen versucht, auf politischer Ebene Bewegung in die Sache zu bringen. Eine entsprechende Petition, deren Zeichnungsfrist inzwischen abgelaufen ist, wurde an den Schleswig-Holsteinischen Landtag gerichtet und zielte darauf ab, den Schutzstatus anzupassen und die Rekonstruktion zu ermöglichen. Die Gemeinde Neukirchen unterstützt diese Forderungen ausdrücklich, sieht sie doch den sicheren und touristisch attraktiven Zugang zur Ostsee als essenziell für die Region an.
Interessant ist zudem, dass nur wenige Kilometer entfernt am Fehmarnbelt aktuell ein Tunnelbauprojekt vorangetrieben wird, bei dem Millionen Kubikmeter Meeresboden bewegt werden. Im Vergleich dazu wirkt der Konflikt um einen kleinen Küstenabschnitt umso unverständlicher.
Es bleibt zu hoffen, dass eine pragmatische Lösung gefunden wird, die sowohl dem Naturschutz als auch dem Sicherheitsbedürfnis und touristischen Interesse der Menschen gerecht wird. Ein konstruktiver Dialog aller Beteiligten könnte hierbei entscheidend sein.
Mehr Informationen zur Petition findest du hier (Zeichnungsfrist bereits abgelaufen):
https://www.landtag.ltsh.de/petitionen/reparatur-von-kstenradwanderweg-in-stel
Artikel mit freundlicher Unterstützung vom Initiator der Petition, Dr. med Jan Schiegnitz