Menschliche Nutzungen der Ostsee sind noch nach Jahren auf dem Meeresboden sichtbar und wirken sich erheblich auf den Lebensraum zahlreicher mariner Arten aus. Forschende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel haben die südwestliche Ostsee mit hydroakustischen Methoden auf menschliche Spuren untersucht. Demnach weisen etwa 36% der erfassten Flächen Beeinträchtigungen des Meeresbodens durch menschliche Aktivitäten wie Grundschleppnetzfischerei, Schifffahrt oder Verklappungen auf. Die Ergebnisse, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Continental Shelf Research, werfen kritische Fragen zur ökologischen Widerstandsfähigkeit dieses marinen Lebensraumes auf.
Verborgene Spuren menschlicher Aktivitäten
Die Analyse erstreckte sich über eine Fläche von 2189 km2, vor allem in der Kieler Bucht, der Mecklenburger Bucht und der Flensburger Förde. „Die hydroakustischen Aufnahmen zeigen deutliche Veränderungen des Meeresbodens, die durch viele verschiedene menschliche Aktivitäten verursacht wurden“, sagt Giuliana Andrea Díaz-Mendoza, Erstautorin der Studie und Doktorandin in der Arbeitsgruppe Küstengeologie und Sedimentologie an der CAU. Mehr als 91 Prozent der erfassten menschlichen Einflüsse stammen demnach aus der Grundschleppnetzfischerei und von Muscheldredgen. Darüber hinaus konnten die Forschenden zahlreiche weitere anthropogene Spuren nachweisen, darunter Ankerspuren, Kabel, Pipelines, Gräben und auch unbekannte Strukturen. Besonders betroffen sind feinkörnige Sedimente, aber auch in sandigen, gemischten und grobkörnigen Sedimenten finden sich menschliche Strukturen.
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