Die Hochwassersturmflut im Oktober 2023 hat massive Schäden an der deutschen Ostseeküste hinterlassen. Besonders in der Region Gut Oehe nördlich von Maasholm an der Schlei zeigt sich ein Umweltproblem, das durch den Einsatz weißer Sandsäcke aus Polypropylen (PP) verschärft wird. Diese Sandsäcke, die ursprünglich zur temporären Sicherung der Küstenlinie verwendet wurden, sind laut Hersteller nicht für den langfristigen Einsatz geeignet und beginnen sich bereits zu zersetzen. Doch anstatt schnell zu handeln, verzögern langwierige bürokratische Prozesse zur Förderungszusage die dringend benötigte Sanierung. Währenddessen wird die Natur, die eigentlich geschützt werden soll, zunehmend zum Opfer: Mikroplastik verteilt sich in der Umwelt, schädigt Flora und Fauna und bedroht die Zukunft des geplanten Naturschutzgebietes im Aktionsplan Ostseeschutz 2030. Die Situation zeigt die dramatischen Folgen eines Systems, das angesichts akuter Probleme zu langsam reagiert.

Zersetzung der Sandsäcke: Ein schleichendes Umweltproblem
Die weißen PP-Sandsäcke wurden als schnelle Lösung während und nach der Sturmflut eingesetzt. Doch die Realität zeigt die Schwachstellen dieser Maßnahme: Durch UV-Strahlung und mechanische Belastung lösen sich die nicht stabilisierten Polypropylensäcke allmählich auf. Die Kunststoffpartikel verteilen sich im Boden und in der Ostsee, wo sie von Meerestieren aufgenommen werden und sich in der Nahrungskette anreichern können.
Berichte zeigen, dass die Deichsanierung und andere Schutzmaßnahmen in der Region Gut Oehe erst in den kommenden Jahren abgeschlossen werden. Bis dahin werden die Sandsäcke weiterhin Mikroplastik freisetzen, was das Problem mit jedem Sturm und jeder mechanischen Bewegung verschärfen dürfte. (Quelle: shz.de)
Mikroplastik: Eine unsichtbare Gefahr
Die Auswirkungen von Mikroplastik sind gut dokumentiert: Es schädigt nicht nur Meeresorganismen, sondern gefährdet auch die Gesundheit von Menschen, die Fische und Meeresfrüchte konsumieren. Mikroplastik beeinträchtigt die Wasserqualität, vermindert die Biodiversität und trägt zur allgemeinen Verschmutzung von Ökosystemen bei. Im geplanten Naturschutzgebiet nahe Gut Oehe könnte dies dramatische Konsequenzen für Flora und Fauna haben.

Verzögerungen bei der Sanierung und ihre Folgen
Die aktuelle Planung sieht vor, dass die betroffene Deichregion bis 2025 erneuert wird. Diese Verzögerung bedeutet, dass die sich zersetzenden Sandsäcke noch mindestens ein Jahr vor Ort verbleiben werden. Mit jeder weiteren Witterung und jedem Sturm wird das Material weiter abgerieben und Mikroplastikpartikel in die Umwelt abgegeben.
Lösungsansätze: Nachhaltigkeit statt Schadstoffbelastung
Die Situation an der Ostseeküste verdeutlicht die Notwendigkeit einer langfristigen und umweltfreundlichen Strategie im Hochwasserschutz. Alternativen wie biologisch abbaubare Sandsäcke oder UV-stabilisierte schwarze Sandsäcke könnten das Problem deutlich abmildern. Zudem wäre eine zügigere Entfernung der bestehenden Sandsäcke dringend erforderlich, um weitere Schäden zu verhindern.
Forderung nach politischem Handeln
Angesichts der Verzögerungen und der wachsenden Umweltbelastung ist es dringend geboten, dass Verantwortliche auf Landes- und Kommunalebene handeln. Sofortmaßnahmen zur Entfernung der zersetzten Sandsäcke und die Nutzung nachhaltiger Materialien bei zukünftigen Maßnahmen müssen Priorität haben. Die geplante Eröffnung des Naturschutzgebietes 2025 sollte nicht durch vermeidbare Mikroplastikbelastungen gefährdet werden.
Die Ereignisse an der Ostseeküste sind ein Weckruf: Provisorische Maßnahmen dürfen nicht auf Kosten der Umwelt gehen. Nur durch ein konsequentes Umdenken im Umgang mit Plastik und durch eine vorausschauende Planung können ähnliche Probleme in der Zukunft vermieden werden.
Fazit
Um es abschließend klar zu sagen:
- Die Erstmaßnahmen zur Sicherung des Deiches waren wichtig und richtig!
- Das Versagen ist hier deutlich an staatlicher Stelle zu finden. Das Land und das MEKUN müssen schneller und flexibler bei Genehmigungen und Förderzusagen werden, den vielen Worten müssen endlich Taten folgen.
- Kommunen, Gemeinden und betroffene Anwohner haben z.T. unter erheblichem persönlichen Einsatz und mit nicht-staatlichen Mitteln den Küstenschutz verantwortungsvoll übernommen und werden jetzt allein gelassen.
Es scheint, dass der Küstenschutz beim MEKUN nicht für sondern gegen die Menschen an der Küste gedacht wird. Schade.

